Als meine Mutter in die Handweberei einstieg, gab es in der Schweiz noch keine Lehre im heutigen Sinn. Man ging auf die Walz, von Fachfrau, zu Fachfrau. Da jede Fachfrau über eine eigene Spezialität verfügte, bekamen die Anfängerinnen viel Wissenswertes mit auf den Weg.
1954 eröffnete meine Mutter, in Reute, AR eine eigene Handweberei. Handtücher und sonstige Gebrauchsartikel inkl. Teppiche wurden produziert. Der Absatz erfolgte über Kurorte, Textilhäuser und Marktfahrer, was ihr zum Leben reichte.
Nach der Heirat, wurde die Weberei ins Langmoos nach Berneck versetzt, wo meine Eltern ein Bauernhaus umbauten.
1978 stieg ich, hobbyhalber, in den Betrieb meiner Mutter ein. Der Wind hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits gedreht. Das «Rustikale» war nicht mehr sehr gefragt und daher wurde Wolle und Leinen als Material je länger je weniger verwendet. Es musste der Baumwolle aus praktischen Gründen weichen. Nun waren neuartige Teppiche, Läufer und Handtücher im Angebot.
Im Sommer 1986 machte ich in Sta Maria und im Poschiavo eine Weiterbildung. Dabei verstand ich, dass Weben kein Broterwerb sein kann, es sei denn, man ist ganz flink und in einer Nische tätig.
Zurzeit findet der Verkauf «über die Gasse» statt und durch Läden, die meine Produkte in ihr Sortiment aufgenommen haben. Marktfahrer bestellen seit längerer Zeit nicht mehr.
" Tradition neu gewebt."
Urban Metzler
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