Weberaufstände in Deutschland

Im 16. und 18. Jahrhundert nimmt die Bevölkerung sehr schnell zu, sodass nicht mehr alle Bauernkinder von der Landwirtschaft leben können. Handweberei als Heimarbeit ist eine Alternative. Schliesslich lebt man auf dem Lande in Grossfamilien zusammen. „Weben“ gibt viel zu tun: 1 Person kardet und säubert das Flies, 8 Personen spinnen, der Vater webt, 1 Person macht die „Nachkontrolle“. Verschlimmert wird die Krise dadurch, dass sich die Tuchbarone einen Konkurrenzkampf liefern (Weber, die zu Wohlstand gekommen sind), den die Lohnweber, mit ihrem sehr niedrigen Gehalt, „bezahlen“ müssen. Die Herren halten ihre Rendite hoch. Aber nicht nur das allein, die „Fergger kaufen viel Stoff aus „Billiglohnländern“ (Kolonien) dazu. Das teure, einheimische Tuch, ist nicht mehr so gefragt. Zwar gibt es wenig mechanische Webstühle, die Anzahl, der Handweber, ist einfach zu gross.

Am 21.08.1784 kommt es in Augsburg zu einem Gesellenaufstand. Zuerst wird er friedlich beigelegt. Nach dem Hungertod von zwei Brüdern, legen 300 Angestellte, die Arbeit nieder und ziehen durch die Stadt. Diese Revolte wird durch die Polizei niedergeschlagen. Am 29.01.1794 stürmen dreihundert Webermeister das Rathaus und setzen einen Importstopp durch. Der Rat hält sich jedoch nicht daran. So wird am 25.02. der Bürgermeister von den Arbeitern gefangengenommen. Der Vertrag vom 26.08. hält aber nicht lange. An Weihnachten kommen Soldaten in die Stadt und bleiben für 18 Monate. Die Kosten für „Ruhe und Ordnung“ müssen die Weber bezahlen.

Am 3.06.1844 treffen sich etwa 20 Weber aus Peterswaldau und umliegenden Ortschaften auf dem Kapellenberg. Sie ziehen vor die Fabrik der Gebrüder Zwanziger, die als Verleger tätig sind und die Löhne extrem gekürzt haben. Die Fabrikanten rüsten ihre Belegschaft mit Knüppeln und Steinen aus. Diese vertreiben die Handweber. Die Polizei nimmt Wilhelm Mäder fest. Am 04.06. ziehen fast alle Heimweber in einem Protestzug zum Landrat des Bezirkes Reichenbach, doch es kommt zu keiner Einigung. Daher zerstören sie, wutentbrannt, das Anwesen der Zwanziger. Diese fliehen nach Breslau. (Der Fabrikant Wagenknecht, der „gerechten“ Lohn bezahlt, wird verschont.) Einen Tag später, geht es in Langenbielau weiter. Wenige Handelsherren können sich „freikaufen“, doch die meisten Liegenschaften werden zerstört. Sie haben die Arbeiter verknechtet und bekommen nun den „Lohn“.

Das preussische Militär wird aufgeboten. Zehn Männer und eine Frau werden getötet, 24 schwer verletzt. Aus Rache schlagen die Handwerker alles kurz und klein. Erst zusätzlichen Einheiten gelingt es, am 06.06. den Aufstand niederzuringen.

Die Richter verhängen milde Strafen, denn sie müssen einsehen, dass es im Grunde eine Hungerrevolte war. Die Kosten müssen die Kommunen und Grundherren übernehmen (bei den Webern ist nichts zu holen). Wobei die Verleger entsprechende Verträge haben, dass die Gewinne kapitalisieren, die Verluste sozialisiert werden. So kommt für den Schaden schlussendlich das Volk auf.

König Friedrich Wilhelm IV hat für die Aufständischen, Sympathie. Nicht etwa weil er ihr Verhalten gutheisst, sondern weil er Angst hat vor einem Volksaufstand. Kommunisten hetzen gegen ihn, daher schüttet er kein Öl ins Feuer. Ein Mordanschlag, evt. aus Weberkreisen, hat er ja bereits überstanden.

Der König lässt alle Presseberichte zensurieren. Von der Not steht nichts drin. Es sind radikale, linke Verschwörer, die diesen Aufstand angezettelt haben. Die nun zum Glück, wenn sie gefasst werden, der gerechten Strafe zugeführt werden.

Der Aufstand richtet sich nicht gegen die Obrigkeit, oder die wenigen Maschinen, sondern gegen die Weber, wie Zwanziger, die aufgestiegen sind, die Fronten gewechselt haben und nun den Lohn ihrer früheren Arbeitskollegen drücken. Verleger, die „gerecht“ sind, bleiben verschont! Die Weber wollen lediglich ein menschenwürdiges Leben führen.

 

Weitere Weberaufstände

Zwar gab es, 1831, in Lyon viel mehr Tote, Verletzte und Vertriebene. Aber das Andenken bleibt Regional. Denn er wird nicht, wie der oben geschilderte, in der Literatur (Lied) verewigt.